1983 – Okober „Friedenswochen“

Friedensbewegung in der BRD und in Westberlin

Der Antikriegstag in den 80er Jahren

Der Antikriegstag 1980 wurde ganz offiziell vom DGB-Bundesvorstand zum „Tag für friedenspolitische Aktionen der Gewerkschaften“ deklariert. 1981 erhielten die Aktivitäten des DGB zum Antikriegstag mit der Initiierung einer bundesweiten Unterschriftenaktion gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa und gegen die Produktion von Atomwaffen eine neue Qualität. Bis zum Antikriegstag am 1. September 1982 wurde dieser Aufruf von 1,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern unterschrieben. Die Hinwendung des DGB zu stärkerem friedenspolitischen Engagement vollzog sich allerdings nicht ohne Konflikte aufgrund der unterschiedlichen politischen und weltanschaulichen Positionen innerhalb des DGB, die sich insbesondere zwischen DGB-Jugend und Gesamtorganisation zeigten.

Das Jahr 1983, in dem der Nato-Doppelbeschluss in Westeuropa in Kraft gesetzt werden sollte, war für die gesamte Friedensbewegung und damit auch für das friedenspolitische Engagement der Gewerkschaftsjugend bzw. des DGB von besonderer Bedeutung. Der Antikriegstag am 1. September 1983 stand ganz im Zeichen dieser Diskussion. Zahlreiche Veranstaltungen wurden im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Der Bundesvorstand forderte unter anderem:

  • eine konsequente Fortsetzung der Entspannungspolitik,
  • eine Beendigung der Wettrüstens in Ost und West,
  • einen sofortigen Verzicht auf die Entwicklung, Erprobung und Stationierung neuer Nuklearwaffen sowie von Waffen für den Einsatz im Weltraum
  • ein Verhandlungsergebnis in Genf, das die Stationierung atomarer Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa überflüssig macht.

Am 5. Oktober ruhte in der Zeit von 11:55 bis 12:00 Uhr in vielen Betrieben der Bundesrepublik die Arbeit. Wenige Wochen später, am 22. Oktober 1983, demonstrierten in Stuttgart, Bonn und Hamburg zehntausende gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegen die bevorstehende Stationierung. Es handelte sich um gemeinsame Großdemonstrationen von DGB und Friedensbewegung.

Am 22. November 1983 sprach sich der Deutsche Bundestag für die Stationierung von Pershing II und Cruise Missiles in der Bundesrepublik aus. 1983, das Jahr in dem sich zum fünfzigsten Male die nationalsozialistische Machtergreifung in Deutschland jährte, wurde zum Stationierungsjahr. Damit war aber weder für die Friedensbewegung noch für den DGB das friedenspolitische Engagement beendet.

Autor: Klaus Ohlen 20-10-1983